Auf Einladung der Kulturscheune Neuendorf im Sande treffen sich am 30. Juni 2015 erstmals zwei nach der Montessori Pädagogin Clara Grunwald benannte Grundschulen aus Berlin und Brandenburg zu einem gemeinsamen Projekttag — in Erinnerung an ihre Namensgeberin, die ihre letzten Lebensjahre vor der Deportation nach Ausschwitz auf dem ehemaligen Gutshof des Dorfes verbrachte. Hier wurden junge Menschen jüdischer Herkunft auf ihre Flucht und Auswanderung nach Palästina vorbereitet, indem sie landwirtschaftliche Fertigkeiten und Kenntnisse erlernten und in jüdische Traditionen sowie in die hebräische Sprache eingeführt wurden.
Im Rahmen von vier künstlerischen und einem ausschließlich historisch ausgerichteten Workshops begeben sich die Kinder der fünften Klassenstufe auf Spurensuche. In den zurückliegenden Wochen haben sie sich bereits mit der Nazizeit, der Judenverfolgung, mit Flucht und Auswanderung und natürlich mit der Person Clara Grunwald befasst. Der gemeinsame Projekttag bietet schließlich Raum für individuelle Ausdrucksformen in der Auseinandersetzung mit der (regionalen) Geschichte.
Dabei dienen die aus dem Landwerk Neuendorf noch vorhandenen Gruppen- bzw. Portraitfotos, das hebräische Alphabet sowie ein historisches Alijah-Spiel für Kinder (Alijah — hebräisch für „Aufstieg“ bezeichnet die Auswanderung junger jüdischer Menschen nach Palästina) als Ausgangspunkte für Form und Inhalt der Workshops. Lebensgroße Schattenfiguren und kleine Fotomodelle werden gebaut, Typografien entwickelt und ein begehbares Brettspiel gemalt. Historische Zeitungsmeldungen werden auf ihre unterschwellige Aussage hin untersucht. Die Ergebnisse münden schließlich in eine gemeinsame Abschlusspräsentation. Als Kooperationspartner sind das Museum Fürstenwalde sowie der Verein Land Kunst Leben am Projekttag beteiligt.
Der Projekttag ist Teil eines größeren Ausstellungsvorhabens, das die Kulturscheune im Sande für Herbst diesen Jahres plant. Mit teils angefragter, teils bereits zugesagter Unterstützung des Brandenburgischen Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst, des Landkreises Oder-Spree und der Gemeinde Steinhöfel wird eine Dauerausstellung vorbereitet, die auf ansprechende Art und Weise vor allem Kindern und Jugendlichen die jüdische Geschichte des Dorfes nahebringen soll. Die Arbeiten aus den Workshops vom Projekttag werden entsprechend fotografisch festgehalten und in die geplante Ausstellung einfließen. Jährlich wiederkehrend wird die Ausstellung dann in den Monaten Mai und Juni weitere Schulen und Schulklassen willkommen heißen.
Bereits im Vorfeld des Projekttages wird eine Wanderausstellung der Berliner Friedensbibliothek / Antikriegsmuseum über Clara Grunwald und den Leiter des jüdischen Landwerks, Martin Gerson in den beiden Schulen zu sehen sein. Dabei werden eigens auch die Eltern der beteiligten Kinder einbezogen, indem der Leiter der Friedensbibliothek jeweils eine Einführung zum Thema gibt.
Ansprechpartner für den Projekttag:
Arnold Bischinger, Kulturscheune-im-Sande.de, f.bischinger@gmx.de, 0151–41211566
Brigitte Hegenbart, Clara-Grunwald-Grundschule Berlin, brigittehegenbart@outlook.de
Marion Micheel, Freie Montessori Grundschule Hangelsberg des Clara-Grunwald-Campus Hangelsberg, marion.micheel@montessori.fawz.de
Veranstaltungsort
Kulturscheune Neuendorf im Sande e.V.
Alte Dorfstr. 42
15518 Steinhöfel / OT Neuendorf im Sande